Heute hat e.systeme21 ca. 30 Mitarbeitende und seit dem Baubeginn sind über drei Jahre vergangen. Für Norbert Unterharnscheidt war es in Bezug auf das eigene Wasserstoffprojekt eine sehr intensive Zeit mit einer „enormen Lernkurve“. Die Erkenntnisse sind für ihn „ein großer Schatz“. Das Firmengebäude ist mittlerweile energieautark und CO2-neutral aber es hat nicht alles auf Anhieb funktioniert: Bei einigen Bauteilen gab es Probleme, da es sich um neue Technik und Prototypen handelte. Angaben auf Datenblättern wurden nicht eingehalten. Maschinen waren nicht langlebig genug. Und auch die selbst entwickelte Steuerung musste mehrfach optimiert werden, bis die ganze Anlage wirklich rund gelaufen ist. Trotzdem sagt Norbert Unterharnscheidt: „Ich habe mit der Entscheidung für Wasserstoff alles richtig gemacht!“ Denn er hat durch den Einsatz im eigenen Firmengebäude auch viele Nachweise erbracht: Die Technik funktioniert. Regulatorische Vorgaben werden eingehalten (TÜV, DEKRA, CE-Zertifikat). Und der Einsatz lohnt sich auch wirtschaftlich! Aber was kostet Energie aus Wasserstoff genau? Die Pilotanlage von e.systeme21 führt im Jahresdurchschnitt über alle genutzten Energiearten zu Kosten von ca. 25 Cent pro kWh. Diese Kosten wurden auf Basis der kalkulatorischen Abschreibung berechnet, d.h. die Anschaffungskosten und die laufenden Kosten der einzelnen Bauteile wurden auf die jeweilige Nutzungszeit verteilt (PV-Anlage: 40 Jahre, Batterie: 20 Jahre, Wasserstoffanlage: 10 Jahre usw.); danach wurden die Kosten innerhalb eines Jahres aufsummiert und durch die Energiemenge geteilt, die in dieser Zeit von der Anlage erzeugt wurde. Norbert Unterharnscheidt sieht die Entwicklung der Wasserstofftechnik aber noch lange nicht am Ende. Bereits heute sind Batterien, Elektrolyse-Stacks usw. deutlich günstiger als noch vor drei Jahren, wodurch sich die kalkulatorischen Abschreibungen und damit die durchschnittlichen Energiekosten (vor Kapitalkosten) für vergleichbare Anlagen bereits auf ca. 20 Cent pro kWh reduzieren würden. Mittelfristig hält Norbert Unterharnscheidt bei Wasserstoffanlagen sogar sinkende Energiekosten und Amortisationszeiten von acht bis zehn Jahren für wahrscheinlich.
Wasserstoffanlagen sollen bald auch das Produktportfolio von e.systeme21 erweitern. Norbert Unterharnscheidt möchte den Handwerksbetrieb zu einem Komplettanbieter für Wasserstoffanlagen entwickeln, der auch produktbegleitende Dienstleistungen wie Planung, Montage und Wartung abdecken kann. Darüber hinaus sind Contracting-Modelle angedacht, bei denen Kunden von einen Rundum-Sorglos-Service für die Wasserstoffanlage profitieren. Viele Interessenten für die Anlagen und den grünen Wasserstoff gibt es bereits. Die einen suchen einen passenden Energiespeicher für autarke Gebäude. Andere benötigen Wassersoff für den stofflichen Einsatz im Produktionsprozess, wie z.B. bei der Metallverarbeitung. Und wieder andere sehen in grünem Wasserstoff ein Produkt, dass sich auf alten PV-Anlagen erzeugen lässt, wenn die staatliche Förderung für PV-Strom ausläuft. An Einsatzbereichen für grünen Wasserstoff mangelt es nicht. Und vor dem Hintergrund steigender CO2-Preise und wachsender Bedeutung von CO2-Bilanzen könnten die Marktaussichten in Deutschland und den Nachbarländern kaum besser sein.
e.systeme21 hat im Jahr 2024 den baden-württembergischen Umweltpreis für Unternehmen in der Kategorie Handwerk erhalten. Im Zuge der Preisverleihung wurde ein Kurzfilm über das Unternehmen erstellt, in dem u.a. die Wasserstoffanlage zu sehen ist. Der Film ist inzwischen auf der Firmen-Homepage zu sehen.